- Artikel-Nr.: 248317
Eine alternative Hinführung zur Gross-Schreibung: Das satzbezogene Konzept
Übungen, Spiele, Erklärungen und Hintergrundwissen
Wozu braucht es einen alternativen Weg zur Gross-Schreibung?
Die Gross-Schreibung ist ein anspruchsvoller und deshalb auch fehlerträchtiger Bereich in der deutschen Rechtschreibung. Bis heute, und das seit Jahrhunderten, wird sie hauptsächlich nach dem wortartbezogenen Konzept unterrichtet, das die Kinder lehrt, „nur Namenwörter grosszuschreiben und alle anderen Wortarten klein“. Dieses Konzept beinhaltet jedoch zwei grundlegende Schwierigkeiten:
1. Es stimmt eigentlich nicht, dass nur Substantive (meist als Nomen bezeichnet) von der Gross-Schreibung betroffen sind. Vielmehr können bzw. müssen alle Wortarten grossgeschrieben werden, wenn sie eine bestimmte Funktion im Satz innehaben (man spricht dann gemeinhin von Substantivierungen).
2. Das Erkennen von Substantiven ist nicht so einfach. Vor allem aber greifen im Grunde sämtliche Hinweise, die gerade den Anfängern gegeben werden, zu kurz und treffen auf sehr viele Wörter nicht zu, sei es die Artikelprobe oder der Tipp mit dem „Sehen“ und „Anfassen“. In all diesen Fällen stösst das Kind (zusammen mit den halbwahren Erklärungen) sehr schnell an Grenzen. Im Grunde muss es die Souveränität aufbringen, sich gegen die vorgeschlagenen Strategien zu stemmen und einen eigenen Weg zu finden, um die Gross-Schreibung erfolgreich lernen zu können. Dies schafft aber nicht jedes Kind, denn es erfordert Mut und Forschergeist, nicht einfach das als absolut anzusehen, was die geballte Autorität von Lehrern, Eltern und Fibeln als Hilfestellungen anbietet.
Unser Ziel ist, dem Kind eine alternative Herangehensweise aufzuzeigen und eine zuverlässige Möglichkeit zu bieten, mithilfe einer strukturierten Vermittlung von verlässlichen Regularitäten den Kernbereich der Gross-Schreibung durchschaubar zu machen. Es soll das neu erworbene Wissen zur Absicherung und Kontrolle des bereits im Unterricht Gelernten verwenden können, aber auch zu einem erweiterten, tieferen Verständnis der deutschen Sprache kommen dürfen. Ein durchaus intendierter Nebeneffekt ist der Umstand, dass beim satzbezogenen Konzept abstrakte Substantive und sämtliche Substantivierungen keine Ausnahmen mehr darstellen, sondern regelgemäss sind. Dies alles ist ein guter Grund dafür, den Kindern diese Sichtweise vorzustellen und sie damit arbeiten zu lassen.
Das vorliegende Förderkonzept stützt sich zum Teil auf Ideen und Anregungen von Christa Röber, die die neueren sprachwissenschaftlichen Forschungen zur satzbezogenen Gross-Schreibung didaktisch aufbereitet und mehrfach erprobt hat. Vor allem die Form des „Treppengedichts“ haben wir von ihr übernommen, da es unserer Meinung nach keine sinnvollere Möglichkeit gibt, bereits Schüler der unteren Grundschulklassen mit den grammatischen Regularitäten der Gross-Schreibung vertraut zu machen.